Titel

Martin Krebs

Geburtsdatum 10.10.1899
Geburtsort Bregenz, Vorarlberg
Beruf Bevollmächtigter des Wiener Bankvereins (1929), Hauptkassier der Meraner Vertretung des Wiener Bankvereinigung (1933), Handelsagentur
Wohnorte Meran: seit 1907, 1927, 1931, 1938, 1943
Bozen, Mailand
Adresse Meran 1921: Franz Ferdinandkai 26, 1929: Lungo Passera A. Manzoni 26, 1933: Walderstr. 1, 1938: Corso Druso 2, Via Verdi 28
Ehepartner/in Sarah Sadie Cornrice-Krebs
Kinder Robin Alfred Krebs (geb. 19.7.1927)
Martin Krebs wurde als Sohn von Chaim Krebs und Dora Egg am 10.10.1899 in Bregenz geboren. Seit seiner frühen Kindheit lebte er in Bozen und Meran. Sein Vater Chaim Krebs war schon Anfang des 20. Jahrhundert in Bozen als Kaufmann tätig. Martin Krebs war Hauptkassier in der Meraner Vertretung der Wiener Bankvereinigung und führte eine Handelsagentur. Wie seine Familie war er Mitglied der jüdischen Gemeinde von Meran. Am 9.1.1927 heiratete er in Innsbruck Sarah Sadie Cornrice, die am 9.10.1900 in der galizischen, heute polnischen Stadt Rzeszów geboren wurde. Ihr Vater Alfred R. Cornrice lebte in der Londoner City und 1920 erhielt auch Sarah Cornrice die britische Staatsbürgerschaft. Am 19.7.1927 kam ihr Sohn Robin Alfred Krebs in Meran zur Welt.
Am 22.8.1938 wurde Martin Krebs in jener berüchtigten Zählung erfasst, die als Teil der ersten antisemitischen Maßnahmen des faschistischen Italien bezweckte, die in Italien lebende jüdische Bevölkerung genau zu erheben. Er wurde als dauerhaft in Meran ansässig vermerkt. Am 9.2.1939 wurde über Martin Krebs der zusätzliche Vermerk angebracht: „di razza ebraica“. laut Unterlagen aus dem Stadtarchiv Meran flüchtete Martin Krebs mit seiner Familie Anfang Dezember 1939 nach Padua, wo er sich im darauffolgenden Jahr noch aufhielt. Auch sein Vater Chaim Krebs zog nach Padua und meldete seinen Wohnsitz am 7.12.1939 in Padua an. 1940 wurde Martin Krebs in Campagna in der Provinz von Salerno interniert, wo im Juli 1940 seine Anwesenheit dokumentiert wird. Die Untersuchung der Listen italienischer Internierungslager durch die Historikerin Anna Pizzuti ergab, dass Martin Krebs von Campagna nicht deportiert wurde.
Die Historikerin Liliana Picciotto fand heraus, dass Martin Krebs am 10.7.1944 in Mailand verhaftet und im dortigen Gefängnis San Vittore festgehalten wurde. Seine weiteren Internierungen konnten nicht vollständig rekonstruiert werden. Fest steht, dass Martin Krebs am 2.8.1944 von Verona mit dem letzten Zug von Fossoli nach Auschwitz, der am 2.8.1944 in Verona Halt machte, deportiert wurde und am 6.8.1944 im KZ Auschwitz Birkenau ankam. Martin Krebs starb im Dezember 1944 im Außenlager Rydultowy (Charlottengrube) des KZs Auschwitz Birkenau.
Sarah und Robin Krebs gelang 1939 die Flucht nach Großbritannien. Da Sarah im Besitz der britischen Staatsbürgerschaft war, wurden sie nicht als Enemy Aliens interniert.
Regina Krebs überlebte die Verfolgung in einem Versteck in der Nähe von Padua. Sie war mit Herrn Pelli verheiratet und wohnte nach 1945 wieder in Meran. Auch die Geschwister Adolf Krebs, Fanny und Robertina Krebs überlebten in einem Versteck in der Nähe von Padua.
Josef Krebs, am 16.09.1901 in Bregenz geboren, lebte laut behördlicher Angaben seit 1921 in Meran und war ebenfalls Mitglied der jüdischen Gemeinde. Am 22.8.1938 wurde Josef Krebs im faschistischen Zensus zur Erhebung der jüdischen Bevölkerung Italiens als dauerhaft in Meran ansässig erfasst. Auch seine Akte erhielt am 8.2.1939 den Zusatz: „Risulta di razza ebraica“ und auch Josef Krebs flüchtete mit seiner Familie am 7.12.1939 nach Padua.
Cinzia Villani erforschte, dass Josef Krebs am 6.10.1944 im psychiatrischen Krankenhaus San Clemente von Venedig festgenommen wurde. Er wurde für einen kurzen Aufenthalt ins städtische Krankenhaus von Venedig gebracht und am 11.10.1944 mit anderen Patienten ins KZ Risiera di San Sabba in Triest deportiert. Hier wurde er laut Liliana Picciotto und Cinzia Villani noch im Oktober 1944 ermordet, da er sich außer Stande erklärt hatte, die Reise in die Vernichtungslager anzutreten.
Vermutlich wurde er verletzt, denn er wurde, wie Cinzia Villani erforschte, ins Zivile Krankenhaus von Venedig gebracht. Am 11.10.1944 wurde er ins KZ Risiera di San Sabba inTriest gebracht, wo er laut Liliana Picciotto noch im Oktober 1944 bei einem Massaker im KZ ermordet wurde.
Sterbeort Außenlager Rydultowy (Charlottengrube) im KZ Auschwitz Birkenau